Motorcycle/ Physik/ Kammsche Kreis

Sat, 14 Jan. 2017     Thomas Bendler     ~ 3 min to read

Den ersten physikalischen Bereich, den ich vorstellen möchte verdanken wir namentlich Wunibald Kamm (kein Scherz, der Gute hieß wirklich so). Der nach ihm benannte Kammsche Kreis (auch Kammsche Reibkreis) beschreibt im Prinzip wie viel Haftung für Beschleunigung und Verzögerung (auch bekannt als Bremsen) im Verhältnis zur Schräglage zur Verfügung steht. Was kompliziert klingt bedeutet vereinfacht gesagt eigentlich nur, je mehr Schräglage desto weniger stark kann ich Gas geben oder Bremsen. Das entsprechende Diagramm sieht wie folgt aus:


Kammsche Kreis.
Kammsche Kreis.

Das Diagramm zeigt die Abhängigkeit zwischen der Haftung und der Fliehkraft. Erhöht sich die Fliehkraft mit zunehmender Schräglage so steht theoretisch bei 90 Grad keine Kraft mehr für Beschleunigung oder für Verzögerung zur Verfügung. Praktisch sind die 90 Grad natürlich nicht zu erreichen da zum einen irgendwann die Verkleidung aufsetzt und dadurch die Schräglage begrenzt wird, zum anderen spielt eine weitere Kraft eine Rolle, die sogenannte Haftreibung. Die Haftreibung beschreibt wie viel Kraft nötig ist um einen Gegenstand mit definierten Anpressdruck (wenn keine weiteren Kräfte hinzukommen ist der Anpressdruck in der Regel die Schwerkraft) über eine Ebene zu schieben. Dieser variiert abhängig von der Gummimischung der Reifen, dem Asphalt, Einflüssen wie Regen, etc. pp.

Auf das Motorrad bezogen heißt das, durch zunehmende Schräglage reduziert sich der Anpressdruck und es ist einfacher den Gegenstand (das Motorrad) zu verschieben. Verschieben heißt in dem Fall Rutschen bzw. Sliden was, wenn man es beherrscht, granatengeil aussieht. Beherrscht man es nicht oder übertriebt es kommt anschließend das vollständige wegrutschen was in aller Regel zum Sturz führt und nicht mehr so geil aussieht geschweige denn sich geil anfühlt.

Da der Grenzbereich auch für geübte Fahrer schwer zu beherrschen ist (speziell bei den aktuellen 200 und mehr PS Raketen nicht mal mehr 200kg wiegen), haben sich die Ingenieure allerlei elektronische Helferlein ausgedacht die die Signale des Fahrers an das Motorrad (in erster Linie Gas und Bremse) optimieren. So sorgt z.B. die ASR (Anti-Schlupf-Regelung) dafür das der Schlupf (das Durchdrehen) am Hinterreifen nicht so groß wird das der Hinterreifen wegrutscht und man in der Konsequenz durch den Katapult artigen Abwurf einen schönen Blick über die Strecke genießen darf. Der Blick wäre noch ganz in Ordnung, nur auf die Landung kann man verzichten.



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